
Menschenzentrierte Smart Cities: Digitalisierung deutscher Städte
Am 31. Oktober findet zum elften Mal der Welttag der Städte statt. Dieser Tag widmet sich den Herausforderungen der zunehmenden Urbanisierung des 21. Jahrhunderts. Um diese zu meistern, ist eine nachhaltige Stadtentwicklung notwendig, welche ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte vereint. Das Thema dieses Jahres lautet „Menschenzentrierte Smart Cities“ und soll zeigen, dass KI-gesteuerte Technologien das Leben in den Städten verbessern können. Gleichzeitig soll das Thema Aufmerksamkeit für die Förderung von Smart City Konzepten erreichen. Im Jahr 2025 sind neue Städte in die Top 10 aufgerückt, darunter die Stadt Leipzig.
Was eine Smart City ausmacht und welche Städte in Deutschland besonders smart sind, erfahren Sie hier im Blog.
Digitalisierung in deutschen Städten: Der Smart-City-Index
Smart Cities zeichnen sich durch ein breit gefächertes digitales Serviceangebot aus. Der Digitalverband Bitkom erhebt jährlich den Smart-City-Index, der den Stand der Digitalisierung in deutschen Großstädten abbildet. In die Statistik werden Städte ab 100.000 Einwohnern einbezogen.
Im Jahr 2024 sind 82 Städte in der Erhebung enthalten. Zur Bewertung werden fünf Themenschwerpunkte, bestehend aus jeweils 37 Indikatoren, untersucht:
- Verwaltung,
- IT- und Kommunikation,
- Energie und Umwelt,
- Mobilität,
- Gesellschaft und Bildung.
Eine detaillierte Übersicht der untersuchten Parameter ist der vollständigen Studie entnehmbar.
Digitale Vorreiter in Deutschland: Die „smartesten“ Städte
Wie im Vorjahr führen München, Hamburg und Köln das Ranking an. Besonders stark vertreten ist auch das Bundesland Baden-Württemberg. Die folgenden Städte, in alphabetischer Reihenfolge gelistet, haben es in die Top 10 geschafft:
- Bochum
- Düsseldorf
- Hamburg
- Hannover
- Heidelberg
- Köln
- Leipzig
- München
- Nürnberg
- Stuttgart
Damit rücken sowohl Köln als auch Bochum ein Stück nach unten in der Smart City Reihenfolge. Andere Städte, darunter die Stadt Leipzig als Jalios Kundin, rücken im Smart City Ranking um 14 Punkte auf.
Die Indikatoren und Parameter für den Schwerpunkt „Verwaltung“
Kleinere Städte wie Trier in Rheinland-Pfalz stehen hingegen vor größeren Herausforderungen. Oft fehlen Fachkräfte oder Personal, und das Budget ist begrenzt. Daher können kleinere Städte nicht in allen Bereichen des digitalen Wandels gleichzeitig Fortschritte erzielen, sondern haben eher in spezifischen Bereichen das Know-How. Bitkom-Experte Michael Pfefferle fordert, dass die Landesregierung neben den großen Städten auch kleinere Städte gezielt unterstützt.
Fazit zu den smarten Städten
Insgesamt werden Deutschlands Großstädte smarter. Der Gesamtscore des Smart City Index 2024 liegt bei 68 von 100 Punkten und ist damit fünf Punkte höher als im Vorjahr. Im Europavergleich belegt Deutschland 2025 Rang 14 von 27 Mitgliedsländern. Im Bereich digitale Verwaltung liegt Deutschland zurück und rangiert auf Platz 21 von 27.
Gesetzliche Grundlagen und Finanzierung digitaler Verwaltung
Ein wesentlicher Baustein von Smart Cities ist die gesetzliche und finanzielle Grundlage, die digitale Verwaltungsprozesse ermöglicht. Im Jahr 2017 wurde das Online-Zugangsgesetz (OZG) erlassen, um alle Verwaltungsdienstleistungen von Bund, Ländern und Kommunen bis Ende 2022 online anzubieten. Ziel war eine Ende-zu-Ende-Digitalisierung. Das bedeutet, dass Antragstellung, Bearbeitung, Bescheidsversand und Ablage in einer elektronischen Akte digital erfolgen sollten. Dies sollte Behörden entlasten, die unter Personalmangel und analogen Bürokratie leiden. Das Ziel wurde nicht erreicht.
Gründe dafür sind unter anderem fehlende Digitalisierungsstrategien, unklare Zuständigkeiten sowie fehlende Standards und Schnittstellen. Besonders betroffen davon sind Bürger wie Bürgerinnen, die auf schnelle Rückmeldungen angewiesen sind, etwa bei Anträgen für Bafög oder Wohngeld. Hinzu kommen Kürzungen in der Finanzierung der Verwaltungsdigitalisierung. So waren im Bundeshaushalts-Entwurf nur 3,3 Millionen Euro für 2024 vorgesehen. Im Kontrast dazu wurden 2023 noch 377 Millionen Euro bereitgestellt.
Gleichzeitig unterstützt die Bundesregierung seit 2019 mit dem Programm Modellprojekte Smart Cities gezielt Kommunen. Insgesamt werden 73 Projekte mit rund 820 Millionen gefördert. Ziel ist es, erfolgreiche digitale Lösungsansätze zu entwickeln und sie auf andere Städte zu übertragen. Dazu gehören beispielsweise Anwendungen zum Umgang mit dem Klimawandel oder der Aufbau technischer Infrastrukturen.
Vorteile digitaler Städte für Bürgerinnen und Bürger
Neben rechtlichen und finanziellen Aspekten spielt die Akzeptanz in der Bevölkerung eine zentrale Rolle. Eine Studie von WirtschaftsWoche, Telefónica und IW Consult untersucht die Digitalisierung der 71 größten kreisfreien Städte mit mehr als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Grundlage ist eine Bevölkerungsumfrage mit 3.444 Teilnehmenden, die im Oktober 2023 durchgeführt wurde.
Die Befragten priorisieren bestimmte Bereiche, in denen die Digitalisierung vorangebracht werden sollte. Hierzu gehören an erster Stelle die städtische Verwaltung und der Bürgerservice, die öffentliche Sicherheit und der Mobilitätsbereich. Sie erwarten zudem, dass digitale Leistungen zum selbstverständlichen Angebot einer Stadt gehören und nicht als Sonderleistung mit höheren Gebühren oder Steuern verbunden sind.
Die Befragten sehen Vorteile in einer digitalen Stadt. Ein Drittel der Befragten, sind der Meinung, dass eine steigende Digitalisierung eine höhere Effizienz, steigenden Komfort und Verbesserungen bei der öffentlichen Sicherheit und persönlichen Mobilität bewirkt. So kann die Stadt an Attraktivität gewinnen und von Bürgern als lebenswerter Wohnort wahrgenommen werden. Auch für Organisationen können digitale Städte Vorteile haben: Drei Fünftel der Befragten halten digitale Städte zudem für attraktivere Investitionsstandorte, und mehr als die Hälfte davon ist überzeugt, dass sie mehr Fachkräfte anziehen.
Die Studie zeigt auch Schwächen auf: Nur vier Prozent der Befragten bewerten die Nutzerfreundlichkeit der bisherigen digitalen Verwaltungsangebote positiv. Der Schwerpunkt der Kritik liegt auf der Gestaltung des digitalen Frontends. Fachleute weisen jedoch darauf hin, dass die Probleme häufig bereits im Hintergrund beginnen. Ohne moderne Backend-Prozesse lassen sich Frontend-Lösungen nur begrenzt verbessern. Eine erfolgreiche Digitalisierung erfordert daher eine vollständige Umstellung interner Abläufe auf digitale Systeme.
Einsatz von künstlicher Intelligenz in Städten: Beispiele und Chancen
Mit der fortschreitenden Digitalisierung wächst die Bedeutung von künstlicher Intelligenz (KI) für Städte und Kommunen. Viele Städte setzen bereits auf KI-gestützte Anwendungen, um Verwaltungs- und Serviceprozesse zu verbessern.
Ein paar Beispiele aus der Praxis:
- In Heidelberg beantwortet der Chatbot Lumi Fragen zu Themen wie Müllabfuhr oder Wohnsitzanmeldung. Durch die Anbindung an städtische Datenquellen liefert das System schnelle und verlässliche Antworten. Weitere KI-Anwendungen wie Govocal oder Zencity ermöglichen eine automatisierte Auswertung von Bürgerfeedback, wodurch große Datenmengen effizient analysiert und politische Entscheidungen besser vorbereitet werden können. 
 
- Auch in der Stadtplanung gewinnt KI an Bedeutung. Das Projekt Urban Utopia zeigt, wie KI genutzt werden kann, um mögliche Szenarien für Grünflächen oder Radwege visuell darzustellen. Mit Tools wie Autodesk lassen sich Stadt-Szenarien simulieren, die Faktoren wie Verkehr, Sonnenlicht und Windverhältnisse berücksichtigen. So können Planer fundierte Entscheidungen treffen und städtebauliche Prozesse beschleunigen.
 
- Ein weiteres Beispiel ist die Verkehrszählung in Hessen, wo seit 2025 KI-Systeme Daten aus Kameras auswerten. Diese liefern präzise Informationen für Straßenplanung, Verkehrssteuerung sowie Lärm- und Emissionsberechnungen.
Innerhalb der Verwaltung kann der Einsatz von KI einen Mehrwert schaffen. Sie bietet redaktionelle Unterstützung bei der Formulierung von Texten und trägt dazu bei, Informationen zu sammeln, zu strukturieren und leicht zugänglich zu machen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des damit verbundenen Fachkräftemangels wird KI zunehmend zu einem entscheidenden Faktor für den Erhalt und die Weitergabe von Wissen.
Ein möglicher Ansatz ist der Einsatz interner Chatbots, die häufig gestellte Fragen beantworten und Mitarbeitenden bei der täglichen Arbeit entlasten. Darüber hinaus kann KI die Weiterbildung von Beschäftigten unterstützen. Im Bereich des sogenannten Corporate Learning ermöglichen KI-Systeme die Erstellung und Optimierung von Lerninhalten sowie die individuelle Empfehlung passender Lernkurse. Mit diesen Einsatzmöglichkeiten gehen auch Herausforderungen mit der KI einher.
Die zentralen Hürden und offenen Fragen im Zusammenhang mit KI im öffentlichen Sektor werden im Zukunftsradar 2024 deutlich. Für die Studie wurden im August 2024 insgesamt 1.067 Teilnehmende aus 14 Bundesländern online befragt. Von diesen erachten 77 Prozent (n = 820) den Einsatz von KI und automatisierten Systemen in der Kommunalverwaltung grundsätzlich als sinnvoll. Sie sehen sowohl im Frontoffice als auch im Backoffice einen klaren Mehrwert durch den Einsatz solcher Technologien.
Unser Digitalisierungsfazit
In Deutschland besteht weiterhin Nachholbedarf bei der fortschreitenden Digitalisierung. Die notwendige Priorität wird nicht ausreichend gesetzt, wie das Nicht-erreichen der Ziele des Onlinezugangsgesetzes und die unzureichende Finanzierung zeigen. Dennoch gewinnt die Digitalisierung zunehmend an Bedeutung, und auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz erfährt wachsende Akzeptanz.
Smart Cities und die damit verbundene Digitalisierung von Verwaltungen bringen vielfältige Vorteile mit sich. Digitale Technologien stellen nicht nur eine technische, sondern auch eine gesellschaftliche Aufgabe dar. Sie eröffnen die Möglichkeit, Städte lebenswerter und zukunftsfähiger zu gestalten. Dazu gehören nicht nur digitale Dienstleistungen für die Bevölkerung, sondern auch die Optimierung interner Prozesse.
Lösungen wie die All-in-one-Plattform von Jalios bieten hierfür hilfreiche und zuverlässige Anwendungen. Dazu zählen auch KI-Tools, die Unternehmen dabei unterstützen, ihre Abläufe digital, effizient und nutzerfreundlich zu gestalten. Mit zahlreichen Lösungsansätzen für die interne Zusammenarbeit helfen wir Städten und Kommunen dabei, die Themenschwerpunkte Verwaltung sowie IT und Kommunikation für die Zukunft zu verbessern.